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„Wenn du kein 1,0er-Abi hast, kannst du auch nicht Medizin studieren.“ So die weit verbreitete Meinung in Deutschland. Ein gutes Abitur hilft zwar, aber ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Wir haben uns für dich umgehört und dabei herausgefunden, dass es genug Wege ins Medizin-Studium für dich gibt, auch wenn du nicht immer nur Einsen nach Hause gebracht hast“
Wir haben unter anderem mit Maria Stiller und Sinan Barus gesprochen, die beide Medizin studieren und Vorbereitungskursleiter für Medizin-Aufnahmeprüfungen in Deutschland und Österreich sind. Beide haben ihr Abitur in Deutschland gemacht und haben verschiedene Wege gefunden, die zum Medizin-Studium führen können.
TMS und HAM-Nat: So kannst du deinen Ranglistenplatz verbessern
Generell gibt es mit dem TMS (Gewichtung des TMS) und dem HAM-Nat zwei Tests, mit denen du deine Chancen an über 20 deutschen Unis deutlich steigern kannst.
Zum HAM-Nat wurden 2015 Abiturienten mit einem Schnitt von bis zu 1,8 eingeladen und findet an 3 deutschen Hochschulen statt.
Im Gegensatz dazu kann am TMS jeder teilnehmen. Außerdem findet der TMS in über 40 Städten statt.
Bevor du antrittst, solltest du dir aber eine Übersicht darüber verschaffen, welche Uni den TMS wie stark in die Gesamtwertung einfließen lässt. An manchen Universitäten wie zum Beispiel in Jena, Mainz und München gehen außerdem einschlägige Berufsausbildungen in die Gesamtnote ein, die sich an vielen Unis aus Abiturnotendurchschnitt, TMS-Ergebnis und anderen Kriterien zusammensetzt und über deine Einladung zum Medizin-Studium entscheidet.
Besonders wichtig ist im Kopf zu behalten, dass du jedes Jahr am HAM-Nat teilnehmen kannst. Am TMS kannst du nur einmal im Leben (!) teilnehmen. Nimmst du also einmal am TMS teil, dann ist dieses Ergebnis für immer dein TMS-Ergebnis. Du kannst es in keiner Form nachträglich verbessern.
Falls du dich nicht gut genug vorbereitet fühlst oder krank wirst, musst du dich nicht extra vom TMS abmelden; ausschlaggebend ist nur, ob du am Testtag im Testlokal erscheinst.
Die Anmeldegebühren werden aber leider nicht zurückerstattet.
Falls du nicht direkt über den HAM-Nat zum Medizin-Studium zugelassen wirst, gibt es anschließend an den HAM-Nat den HAM-Int. Das sind Interviews zu denen diejenigen eingeladen werden, die zB in Hamburg ca. auf Platz 115 bis 315 der Gesamtwertung gelandet sind. Ca. 100 weitere Zulassungen werden nach Auswertungen der Interviews vergeben.
Auch wenn du mit zum Beispiel 1,3 ein gutes Abi gemacht hast, empfiehlt Maria trotzdem an einem der Tests teilzunehmen, wenn einer der beiden Tests zu den Auswahlkriterien deiner Wunsch-Uni gehört. Sicher ist sicher!
Nachrückverfahren, Losverfahren und Ringtausch: Nicht aufgeben
Falls es mithilfe des HAM-Nat oder des TMS nicht direkt klappen sollte, ist es wichtig, dass du nicht den Mut verlierst: Mit dem Nachrückverfahren, dem Losverfahren der Unis und Ringtäuschen hast du immer noch Chancen, einen Studienplatz zu ergattern.
Durch Nachrückverfahren vergeben Unis jedes Jahr die Plätze von denjenigen, die aus verschiedensten Gründen nicht an der Uni studieren wollen oder können. Im Nachrückverfahren werden deshalb die in den Ranglisten Nächstbesten angeschrieben. Da dieses Verfahren immer im Spätsommer stattfinden, haben viele bis dahin bereits einen anderen Studienplatz gewählt, weshalb auch danach oft noch Plätze frei bleiben.
Falls danach noch Plätze frei sind werden anschließend durch das Losverfahren Restplätze vergeben. Dabei ist deine Abinote egal und es spielt auch keine Rolle, an welcher Uni du dich beworben hast bzw. ob du dich überhaupt für Medizin beworben hast. Es reicht eine Postkarte bzw. Formular, das auf der Webseite der jeweiligen Universität bereitgestellt werden, an die entsprechende Uni zu schicken.
Falls du also spontan bist und dir auch ein eventuellen Umzug zu Beginn des Studiums nichts ausmacht, erhöhen sich deine Chancen noch einmal durch das Losverfahren. Schaue dir in diesem Zusammenhang auch gleich die Studienplatzbörse an.
Beim Ringtausch können Studienplätze getauscht werden.
Sinan hat es selbst gemacht und nach einigem Hin und Her, hat es dann auch geklappt. Zum Beispiel auf Facebook gibt es spezielle Gruppen, in denen du jemanden finden kannst, der seinen Platz mit dir tauschen möchte.
Sinan hatte es mit mehreren versucht und schließlich zwei andere Abiturienten gefunden, wodurch sie zu Dritt ihre Plätze tauschen konnten. Dafür war es nötig, an manchen Unis persönlich vorbeizufahren und viele bürokratische Hürden mussten überwunden werden, aber am Ende hat es geklappt und Sinan konnte an seiner Wunsch-Uni studieren.
Da du bei der Anmeldung zum Medizin-Bewerbungsverfahren mehrere Unis angeben kannst, an denen du am liebsten studieren möchtest, ist es deshalb wichtig, nicht nur deine Wunsch-Uni auf dem ersten Platz einzutragen, sondern auch andere Unis, vielleicht besonders populäre Unis, damit du am Ende die Möglichkeit zum Tauschen bekommst.
Klage und Studium im Ausland: Die finalen Alternativen
Als eine finale Möglichkeit kannst du versuchen, dich in dein Wunsch-Studium einzuklagen. Das kann allerdings sehr teuer werden und trotzdem ist dir ein Studienplatz auf diesem Weg nicht sicher.
Und dann ist da noch das Medizin-Studium im Ausland, zum Beispiel in Österreich, das du anstreben kannst. Hierbei musst du allerdings beachten, dass drei Viertel der Studienplätze an Bewerber mit österreichischer Matura vergeben werden. Nur 20 Prozent werden an Bewerber mit Hochschulreife aus anderen EU-Staaten vergeben. Außerdem kann es zwar positiv sein, dass der österreichische Aufnahmetest MedAT die einzige Hürde zum Studium darstellt, allerdings solltest du den Test nicht unterschätzen.
Trotzdem hoffen wir, dass wir dir mit unserem Artikel ein bisschen Hoffnung machen konnten, auch wenn es mit dem Einser-Abitur nicht geklappt hat. Viele Wege führen nach Rom und noch mehr zum Medizin-Studium in Deutschland.
Wenn du bei der Vorbereitung für den TMS oder den HAM-Nat gern unterstützt werden möchtest, könnten von uns ausgewählte Vorbereitungskurse für dich interessant sein. Weitere Informationen zu TMS– und HAM-Nat-Kursen findest du auf unseren Unterseiten.
Titelbild: © Dr. Test